Wie können Kunst, Architektur und Umweltbewusstsein zusammenwirken, um Städte nachhaltiger zu machen?Diese Frage stand im Mittelpunkt des europäischen Projekts Turning the Tide, das die Seestadt Aspern für zwei Tage in ein Zentrum für Innovation und Austausch verwandelte. Das Projekt brachte Künstlerinnen, Stadtplanerinnen und Umweltfachleute aus ganz Europa zusammen, um die Herausforderungen des Klimawandels durch Kunst und Kultur zu adressieren.
Johannes Tovatt: Visionär hinter der Seestadt Aspern
Ein besonderer Höhepunkt war der Besuch von Johannes Tovatt, dem Architekten des Masterplans der Seestadt. In seiner Keynote beleuchtete er die Herausforderungen und Erfolge bei der Gestaltung eines urbanen Raums, der Nachhaltigkeit und Innovation vereint. Tovatt erklärte: „Ein guter Masterplan ist niemals statisch. Er muss flexibel sein und sich an unvorhersehbare Entwicklungen wie den Klimawandel anpassen.“
Die Seestadt Aspern, eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas, diente dabei nicht nur als Austragungsort, sondern auch als lebendiges Beispiel für nachhaltige Stadtplanung. Die Verbindung von Architektur, Umweltschutz und sozialem Zusammenhalt, wie sie Tovatt in der Seestadt umsetzte, bildete die Grundlage für viele der Diskussionen während der Veranstaltung.
Auch lokale Persönlichkeiten wie Gabriele Plank, Bezirksrätin der Donaustadt, und Christian Stromberger, Kulturausschussvorsitzender, hoben die Bedeutung der Seestadt hervor. Stromberger betonte: „Die Seestadt Aspern ist ein Paradebeispiel dafür, wie globale Herausforderungen durch lokale Maßnahmen angegangen werden können.“
Fotos (c) Birgit Engelbrecht
Dear Hunter: Die kartografische Kunst der Seestadt
Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war die Präsentation der Karte von Dear Hunter, einem niederländischen Künstlerduo bestehend aus Remy Kroese und Marlies Vermeulen. Ihre Arbeit basiert auf detaillierten Beobachtungen und Datensammlungen, die die Wasserinfrastruktur und das Leben in der Seestadt Aspern sichtbar machen.
„Wasser ist nicht nur ein physisches Element, sondern eine unsichtbare Verbindung, die das Leben in der Stadt prägt,“ erklärte Marlies Vermeulen. Die Karte dokumentiert die komplexen Interaktionen zwischen natürlichen und künstlichen Wassersystemen. Sie zeigt unter anderem, wie das Wasser der ersten Wiener Hochquellenleitung aus dem Rax-Schneeberg-Gebiet ohne zusätzliche Energie durch die Seestadt fließt.
Dear Hunter führte außerdem Gespräche mit lokalen Bewohnerinnen und Vertreterinnen von Wiener Wasser, um die Bedeutung von Wasser in urbanen Räumen weiter zu erforschen. Die Karte diente nicht nur als Kunstwerk, sondern auch als Diskussionsgrundlage über nachhaltige Ressourcennutzung.
Permanente Installationen: Ein Vermächtnis für die Seestadt
Zwei Kunstwerke, die während des Projekts entstanden, bleiben dauerhaft in der Seestadt. Eines davon ist ein 120 Jahre altes Boot, das von der griechischen Künstlerin Jenny Marketou entdeckt und mit Pflanzen befüllt wurde. Es symbolisiert die Verbindung von industrieller Vergangenheit und ökologischer Zukunft. Das Boot ist heute ein lebendes Kunstwerk am Ufer des künstlichen Asperner Sees.
Ein weiteres Werk ist ein beeindruckendes 30 Meter langes Walbild von Anny Wass, das am Nordufer des Sees die Beziehung zwischen Mensch und Natur thematisiert. Diese Installationen sind sichtbare Zeichen dafür, wie Kunst und Stadtplanung Hand in Hand gehen können.
Internationale Künstler*innen und ihre Projekte
Neben Dear Hunter und Jenny Marketou präsentierten weitere Künstler*innen ihre Werke:
- Kamila Chomicz (Polen): Ihr Film über die Tierwelt der Seestadt beleuchtet, wie Tiere sich an den urbanen Raum anpassen.
- Paul Kitzmüller (Österreich): Seine Performance untersuchte die Vergänglichkeit von Wasser.
- Daniel Böswirth (Österreich): In seiner Arbeit ließ er Wasser auf Steintafeln verdunsten und regte so zum Nachdenken über Ressourcennutzung an.
- Daniil Sukhov (Österreich): Er arbeitet an einem Filmprojekt über die Bedeutung von Wasser in urbanen Räumen.
Die künstlerischen Beiträge verdeutlichten, wie vielseitig und tiefgreifend Kunst als Medium für gesellschaftlichen Wandel sein kann.
Gemeinschaft und Partnerschaft
Das Projekt Turning the Tide wurde durch die enge Zusammenarbeit von europäischen Partnerorganisationen ermöglicht:
Die Leitung des Projekts lag bei Iwona Preis, die betonte: „Durch die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg können wir neue Perspektiven schaffen und innovative Lösungen finden. Kunst ist dabei ein entscheidender Impulsgeber.“
Fazit und Ausblick
Turning the Tide in der Seestadt Aspern zeigte eindrucksvoll, wie Kunst, Stadtplanung und Umweltschutz miteinander verbunden werden können. Dank der Organisation durch die Wiener Bildungsakademie und Bernd Herger wurde ein kreativer Dialog über die Zukunft unserer Städte angestoßen.
Die nächste Station des Projekts ist Evoia in Griechenland, wo die Themen Wasser und Nachhaltigkeit erneut im Mittelpunkt stehen werden. Seestadt Aspern bleibt dabei ein Modell für innovative und nachhaltige Stadtentwicklung.
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