Tut man das?
Unlängst kramte ich einige Dinge aus meinem Auto und beobachtete wie ein Hund seine große Notdurft in einer Rasenfläche verrichtete. Die beiden Halter – offensichtlich ein gut situiertes Ehepaar – machten keine Anstalten das Gackerl weg zu räumen, sodass ich sie dazu aufforderte. In aller Ruhe sagte der Mann zu mir:„Wir zahlen lieber.“ Nahe daran dieser rotzfrechen Antwort mit einer Handgreiflichkeit zu begegnen bat ich die Herrschaften mir ihre Namen zu nennen, damit ich ihren Wunsch nach Bezahlung erfüllen könne. Die Entgegnung darauf:“Dazu bin ich nicht verpflichtet!“
So ist das also! Über seine Pflicht gegenüber der Gemeinschaft setzt sich der gute Mann locker hinweg, sein Recht auf Privatsphäre kennt und fordert er vollauf ein. Diese Begebenheit beschäftigt mich nachhaltig denn die Freiheit des einen endet bekanntlich dort die Freiheit eines anderen beginnt.
Mag. Kuhn (Foto (c) Privat
In einer Broschüre der Landesverteidigungsakademie hat sich Klaus Pinkas unter dem Titel „Cleverness oder Weisheit“ den Mechanismen von Politik und Wirtschaft gewidmet. Nach dem Ende des Sowjetkommunismus freute sich der politische Westen und befreite das Kapital von so gut wie allen Kontrollen und Abgaben. Niemand bedachte das friedliche Zusammenleben der Menschen. Wer seine Kämpfer – seien es Soldaten, Manager oder Unternehmer – mit einem individuellen Beuterecht ausstattet wird zwar Stärke aber nicht notwendigerweise Qualität stimulieren. Die Staaten halten sich aus ideologischen Gründen und aus Angst vor der Macht der Kapitaleigner sträflich zurück. Donald Trump, ein cleverer Kapitalist der Steuern „schont“, waltet in den USA und Emmanuel Macron, der seine Karriere der Bankerfamilie Rothschild verdankt, regiert in Frankreich (die Arbeitsgesetze werden schon „gelockert“).
Es läge an den (demokratischen) Staaten verbindliche Spielregeln für die immer ungleicher werdenden Kämpfe festzulegen. Denn wenn jeder Würstelstand mehr Steuern zahlt als ein internationaler Großkonzern (Zitat nach Bundeskanzler Kern), dann stimmt etwas nicht! Weisheit wäre gefragt, denn es geht um gerechte Regeln (Gesetze) an die sich alle halten müssen.
Demnächst dürfen wir wieder einen neuen Nationalrat wählen. Obwohl ich mir noch keinen Rat weiß werde ich eine Stimme abgeben, denn wie schon der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill (der sich vermutlich wegen des Brexit mehrmals täglich im Grab umdreht) gesagt hat ist die Demokratie eine sehr schlechte Staatsform, aber es gibt keine bessere.
Noch etwas! Ich sehe keine zwingende Notwendigkeit, dass die Regierung über eine Mehrheit im Parlament verfügen muss. Es könnte doch über anstehende Themen unvoreingenommen debattiert und anschließend abgestimmt werden. Formal ist es jetzt auch so, aber aus Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen oder gar dem politischen Gegner einen Erfolg zu bescheren geschieht – nichts. Mir ist es ziemlich wurscht, welcher Partei jemand angehört, für wichtig halte ich, dass sich die gewählten Mandatare vernünftig verhalten und ihren zweifelsohne vorhandenen Grips zum Allgemeinwohl einsetzen. Demokratie ist, wenn man denkt, der andere könnte auch recht haben.
(Zitat nach dem ehemaligen Bürgermeister von Wien Leopold Gratz).
Beim Grübeln vom Hundertsten ins Tausendste gekommen
Mag. Johann Kuhn