Eine musikalische Freundschaft: Johann Baptist Vanhal & Wolfgang Amadeus Mozart

Am 8. November 2013 veranstaltet die Künstlerkooperative Kunstfabrik (stadlau) im Mozarthaus Vienna (Domgasse 5, 1010 Wien) einen Abend zu Ehren des genialen Komponisten der Wiener Klassik: Johann Baptist Vanhal.

Einlass 18.30 Uhr, Beginn: 19 Uhr
Konzert: Richard Fuller am Hammerklavier
Gemäldeausstellung: Mozart & Vanhal von der bildenden Künstlerin Milu Löff-Löffko
Kunsthistorische Einleitung: Mag. Alexandra M. Löff, Kunsthistorikerin
Das vergessene Wiener Musikgenie: JOHANN BAPTIST WANHAL

vanhal-1

Es gab nicht nur Haydn und Mozart in Wien.!

Auch Johann Baptist Wanhal (bzw. Vanhal) (1739-1813), Wiener Tscheche – einer der größten Komponisten des ausgehenden 18.Jahrhunderts – gehört zu den herausragenden Musikern der Wiener Klassik.

Doch Hand aufs Herz – wer kennt dieses Musikgenie?

Die Wiener nicht – die schütteln allesamt den Kopf – wer soll das sein?

Wir wollen etwas Licht ins Dunkel bringen:

Einer der ersten freischaffenden Musiker

Wanhal (Jan Krtitel Vanhala) wurde 1739 in Nechanice bei Prag (Tschechien) als Sohn ostböhmischer Bauern geboren. Seine Eltern waren Leibeigene der Grafen von Schaffgotsch. Trotzdem wurde er von Kindheit an gefördert  und bekam Unterricht im Orgel, Geige und Klavier spielen, so dass er bereits mit 18 Jahren als Organist in der Schlosskirche in Opocno Anstellung fand.

1760 nahm ihn die Gräfin Schaffgotsch, die sein großes musikalisches Talent erkannte, mit nach Wien, wo sie ihm ein Musikstudium bei den besten Musiklehrern seiner Zeit, angedeihen ließ. Einer seiner berühmtesten Lehrer war Carl Ditter von Dittersdorf.

Innerhalb von nur 5 Jahren zählte JB Wanhal aufgrund seiner außergewöhnlich guten Musik zu den besten und bekanntesten Komponisten und Musiker Wiens. Er wurde in den Adelskreisen sehr geschätzt, so ermöglichte ihm der Baron Riesch einen zweijährigen Studienaufenthalt in Italien und den Grafen Erdödy begleitete er nach Ungarn und Kroatien. Während dieser Aufenthalte im Ausland komponierte er einige seiner wichtigsten Werke.

1780 ließ er sich endgültig in Wien nieder.

Er war der erste Komponist, der ausschließlich vom Verkauf seiner Kompositionen und vom Musikunterricht leben konnte – also der erste freischaffende Musiker! Frei auch deshalb, weil er sich mit ca. 30 Jahren von der Leibeigenschaft freikaufen konnte.

Er trug in hohem Maße zur Weiterentwicklung der klassischen Symphonie  bei und lieferte einen großen Beitrag zur Wiener Kirchenmusik.

Er schrieb mehr als 1300 Kompositionen, davon 100 Quartette, 73 Symphonien, sowie zahlreiche Klavier- & Kammermusikwerke.

Aber er war auch ein gesuchter Musikpädagoge, der sein Können gerne an seine Schüler weitergab.

Sein berühmtester Schüler war Ignaz Pleyel, Komponist, Verleger und Klavierbauer, der später in Frankreich tätig war. Ein Konzertsaal in Paris trägt seinen Namen.

Wanhal wurde von seinen Kollegen und Zeitgenossen, inklusive J. Haydn und W. A. Mozart, für seine originellen Kompositionen hochgeschätzt und wurde auch gerne von ihnen interpretiert.

.

Im Streichquartett mit Haydn und Mozart

Im Jahre 1784 trafen sich vier Wiener Komponisten und Freunde, um gemeinsam zu musizieren – J.B. Wanhal spielte Cello, Carl Ditters von Dittersdorf und J. Haydn Geige und W.A. Mozart Viola. Ein historisch belegtes Ereignis, um welches sich trotzdem Mythen ranken.

 

Über sein Privatleben ist noch nicht sehr viel bekannt, da die Archive aus Mangel an Interesse noch nicht ausreichend studiert wurden und  die Musikexperten, die sich für Wanhal interessieren aus Übersee stammen (Prof. Paul Bryan/USA und Dr. Allan Badley/Neuseeland).

Man weiß nur, dass er nicht verheiratet war und, dass er gegen Ende seines Lebens an schweren Depressionen gelitten haben soll.

J.B. Wanhals  Wohn- & Sterbehaus  befindet sich im ersten Wiener Bezirk, Domgasse 4, gegenüber der ehemaligen Wohnung vom W.A. Mozart, dem heutigen Mozarthaus Vienna.

2013 – Wanhal – Jubiläumsjahr

Leider steht das Genie JB Wanhal seit vielen Jahrzehnten im Schatten seiner berühmten Wiener Kollegen, vor allem von Mozart.

Wir können uns noch alle lebhaft an das Jubiläumsjahr von Mozart erinnern (2006 – 250. Geburtstag) – ein „Spektakel“ nach dem anderen fand statt, Millionen Steuergelder wurden verpulvert, der Name Mozart krönte sogar Wurstsorten und ohne eine Gummiente mit Mozartperücke war kein Vollbad denkbar.

2013 jährt sich Wanhals Todestag zum 200. Mal.

Was findet also im Wanhal-Gedenkjahr statt?

Die Peinlichkeiten der Souvenir-Branche bleiben Wanhal zwar erspart, aber da sich die Wiener diesem Genie nicht entsinnen wollen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich auch die Jubiläumsveranstaltungen in überschaubaren Grenzen halten –  nur ein einziges Großereignis in Österreich zeigt, dass Wanhal doch nicht ganz vergessen ist.

Ein Künstler-Duo lässt sich von der Wiener „Wurschtigkeit“ nicht beirren und möchte diesen genialen Komponisten ehren.

Richard Fuller (Pianist)  und Milu Löff-Löffko (Bildende Künstlerin) veranstalten am 8. November 2013 ein Hammerklavierkonzert  – inklusive CD-Präsentation mit Ersteinspielungen Wanhals Klavier-Sonaten, visuell unterstützt von einer Ausstellung Bildender Kunst, im Mozarthaus Vienna, Domgasse 5, 1010 Wien.

Die Durchführung dieser Ehrung ist kein leichtes Unterfangen – die Unterstützung von vielen Seiten wurde verwehrt, mit der Begründung: „Den kennt ja niemand!“ und somit ist die Werbewirkung gleich Null und es lässt sich einfach nicht genug mit Wanhal verdienen.

Es ist ein unfairer Kampf gegen die „Wiener Windmühlen“ – die Künstler gegen den Kommerz der Musik-Branche.

Gefragt sind nur „bereits  bekannte Meister“, man geht auf Nummer sicher – die Wiener machen nicht gerne Experimente und die mächtigen Agenturen interessieren sich auch nur für nackte Zahlen.

Richard A. Fuller

Vor fast 3 Jahrzehnten zog es den gebürtigen Amerikaner Richard A. Fuller nach Österreich – besonders nach Wien – in die Heimatstadt von Haydn, Mozart & anderen berühmten österreichischen Komponisten der Wiener Klassik. Heute ist er einer der führenden Interpreten des Fortepiano-Repertoires.

Fuller gehört zu den wenigen, die sich die spezifischen Klangmöglichkeiten des Hammerklaviers sowie die Sensibilität und Feinnervigkeit einer früheren Klavierkultur bewusst gemacht  haben, um sie mit großer Überzeugungskraft an den Zuhörer weiterzugeben. Dabei hat Richard A. Fuller entscheidende Impulse für die Fortepiano-Bewegung in Österreich und Deutschland gesetzt.

Website: www.richardfullerfortepiano.com

 

Der Gemäldezyklus „Johann Baptist Wanhal“ von der bildenden Künstlerin Milu Löff-Löffko

Der Schwerpunkt des künstlerischen Schaffens der Malerin  Milu Löff-Löffko sind die Komponisten der „Wiener Klassik“, zwei umfangreiche Gemäldezyklen zum Leben und Schaffen von  W.A.Mozart ( „Alles Mozart!?“) und Joseph Haydn („…ziemlich HAYDNisch…“ ) sind bereits entstanden.

Nun befasst sich  Milu Löff-Löffko auch mit J.B. Wanhal – es sind keine oberflächlichen Betrachtungen der historischen Gegebenheiten, sondern intensive Auseinandersetzungen mit seiner Persönlichkeit und seinen musikalischen Schöpfungen.

Neben einem neuen Porträt von Wanhal hat die Künstlerin auch das musikhistorisch interessante Quartett verewigt: die musizierenden Größen der Wiener Klassik: Mozart, Haydn, Ditter von Dittersdorf & Wanhal.

Die Konzerte – Klassische Musik am historischen Musikinstrument gepaart mit zeitgenössischer bildender Kunst, die das Wissen über die berühmten Komponisten „bildlich krönt“, sind einzigartig, denn es gibt keine bildenden Künstler, die sich so konsequent und leidenschaftlich diesem Genre gewidmet und die einen großen Schatz an Werken zu den genialen Komponisten der Wiener Klassik haben.

Webseite: www.loeff-loeffko.jimdo.com

 

Auszug aus einem sehr treffenden Gedicht zu dieser Thematik von Franz Forster, entnommen, Gedichtband mit dem Titel: „Fast ohne Mozart ………auch fast ohne Armstrong“ (Gedichte über Musik) über ein typisch österreichisches Schicksal, mit dem ernüchternden Schluss: Man wird im Ausland mehr geschätzt, als in Heimatland.

 

„JOHANN BAPTIST“

 

………..

……….

 

Auch ein Opfer Mozarts

Diesen musste man

besser haben

als alle anderen

 

Vanhal

also ein Böhme

ein Wiener

 

Wo werden seine Werke

gespielt

aufgenommen ?

 

In Kanada

Neuseeland

Irgendwie typisch,

nicht?

Franz Forster, 2007

Germanist & Theaterwissenschaftler, Österreich

 

 

 

Mag. Alexandra M. Löff

Milu Löff-Löffko

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.