Endlich Frühling! Blumen und Grün sprießen, die Hobbygärtner sind längst aktiv und greifen auch verstärkt zur qualitativ hochwertigen torffreien Erde aus der Biotonne der MA 48. “Diese wird aus Kompost aus der Wiener Biotonne hergestellt, also aus Apfel-putzen, Grünschnitt & Co”, so Umweltstadträtin Ulli Sima, die heute am Betriebsgelände Schafflerhof im 22. Bezirk das erste Wiener Erdenwerk eröffnet hat, wo die Erde künftig verarbeitet wird. Damit erfolgt nun der gesamte Biokreislauf – von der Sammlung in der Biotonne bis zur Verarbeitung der Erde – in Wien. Kürzeste Transportwege und regionale Wert-schöpfung sind somit gesichert. Verkauft wird die Erde mit dem klingenden Namen “Guter Grund” auf allen 19 Wiener Mistplätzen. Ein 18 Liter-Sack kostet dort 3 Euro, 40 Liter-Säcke 5 Euro. Seit 2009 wurden rund 42.000 Säcke Erde an die Wienerinnen und Wiener verkauft.
70.000 Biotonnen liefern das Ausgangsmaterial
Ausgangsmaterial für Wiener Kompost und daher auch für die Blumenerde “Guter Grund” sind die rund 115.000 Tonnen an Bioabfällen, die die MA 48 in den über 70.000 Biotonnen im Grüngürtel der Stadt sammelt. Im Kompostwerk Lobau der MA 48 entstehen daraus jährlich rund 40.000 Tonnen Kompost höchster Qualität, der sogar für den biologischen Landbau geeignet ist. Sämtliche Maschinen hierfür werden umweltfreundlich mit Biodiesel betrieben. Der Clou daran: Der Biodiesel wird aus ca. 320.000 kg Altspeiseölen und -fetten hergestellt, die von den WienerInnen bei der MA 48 abgegeben werden. Heute wurde schließlich das letzte “Mosaik” in der Kette eröffnet, das Erdenwerk der Firma terrasan auf dem MA 48-Betriebsgelände “Schafflerhof”. Auch Bezirksvorsteher Norbert Scheed freut sich über den neuen Betrieb in seinem Bezirk: “Wir sind der einzige Bezirk mit einem Nachhaltigkeitsleitbild. In diesem stellt der ökologische Kreislauf einen wichtigen Bestandteil dar. Diese Betriebsansiedlung entspricht somit voll und ganz der Intention des Nachhaltigkeitsleitbildes. Selbstverständlich sind uns in der stetig wachsenden Donaustadt auch die zusätzlichen Arbeitsplätze höchst willkommen.”
Neues Erdenwerk schließt den Biokreislauf der Stadt Wien
Binnen weniger Monate entstand ein modernes Erdenwerk, ein “Joint-Venture-Projekt” des potenten deutschen Blumenerdenherstellers und der MA 48. Die Firma terrasan verlegt damit ihre für Österreich sowie Ost- und Mitteleuropa bestimmte Erdenproduktion von Bayern nach Wien. Jährlich produziert die Firma am neuen Wie-ner Standort ca. 60.000 m3 Erde, wofür u.a. auch rund 20.000 Tonnen Qualitätskompost der 48er verwendet werden. Die Produktion der Erde “Guter Grund” macht davon einen kleinen Teil der künftigen Jahresproduktion aus. Die Millioneninvestition der Firma terrasan ist ein wichtiger Beitrag zur Wiener Wirtschaft und zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen im Umweltbereich.
Die im Jahr 1925 gegründete Firma terrasan mit Sitz der Muttergesellschaft in Rain am Lech in Bayern beschäftigt heute rund 200 Mitarbeiter. Insgesamt werden terrasan Produkte derzeit in 15 europäischen Ländern vertrieben, es gibt vier weitere Produktionswerke in Deutschland, sowie eines in Polen, zwei in Ungarn, eines in Tschechien und drei in Italien. Geschäftsführer Hans-Jürgen Riehl: “Die Ansiedlung in Wien ist unser unternehmerischer Beitrag, durch Vermeidung von langen Logistikwegen die Umwelt zu entlasten, deshalb haben wir uns entschlossen, ein Werk näher beim Kunden zu errichten.”
Aktiver Beitrag zum Erhalt der Moore und zum Klimaschutz
Die Erde der MA 48 kommt gänzlich ohne Zugabe von Torf aus und schützt somit die Moore, die zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen für Pflanzen und Tiere zählen. “Mit dem “Guten Grund” leisten wir auch einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, da weite Transportwege für den Import nach Österreich eingespart werden können”, so Sima.
Weiterentwicklung der Erde “Guter Grund” mit dem Österreichischen Umweltzeichen
Das Produkt “Guter Grund 2012” wurde auf Basis der mittlerweile 3-jährigen Erfahrung neu kreiert. Dazu wurden in den Sommermonaten 2011 zahlreiche Untersuchungen durchgeführt. Die neue Erde enthält neben Wiener Kompost (37,5%) auch einen ausgereiften und stickstoffstabilisierten Rindenhumus (37,5 %), eine weitere wichtige Komponente sind entsprechend vorbereitete (thermisch druckimprägnierte) Holzfasern (25 %). Diese Zu-sammensetzung gewährleistet eine lockere und leichte Konsistenz. Ergänzende Nähr-stoffe werden ausschließlich in Form von organischen Düngemitteln hinzugefügt. Die Erde besteht somit zu 100 Prozent aus natürlichen Bestandteilen. Die torffreie Erde entspricht – wie schon im Vorjahr – den strengen Vorgaben des Öster-reichischen Umweltzeichens, welche durch unabhängige Gutachter überprüft werden. Durch die geforderten Qualitätskriterien wird eine ausgeglichene Nährstoffversorgung gewährleistet, ein hohes Pflanzenwachstum der Umweltzeichenprodukte sichergestellt und eine nachhaltige Erdenalternative geboten.
20 Jahre Biokreislaufwirtschaft in Wien
Bereits im Jahr 1991 war in Wien die flächendeckende Biotonnensammlung voll ausgebaut, die Eröffnung des Kompostwerks Lobau erfolgte noch im gleichen Jahr. Vor genau 20 Jahren, d.h. 1992 folgte die Inbetriebnahme der Bioabfallaufbereitungsanlage im Rinterzelt, wo das optimale Mischungsverhältnis durch Zugabe von Wasser und Strukturmaterial und die Zerkleinerung des angelieferten Grünschnitts erfolgt. Innerhalb dieser zwei Jahrzehnte werden bzw. wurden in diesem Jahr die 2 Millionste Tonne an Biomaterial ins Kompostwerk Lobau angeliefert und zu Kompost verarbeitet werden. Daraus entstanden 650.000 Tonnen Kompost, die an die Landwirtschaft, den biologischen Weinbau, an tausende Wienerinnen und Wiener über die Mistplätze und auch direkt zu Kleingärten sowie an Gemeinschaftsgärten weitergegeben wurden.
Davon gelangten rund 400.000 Tonnen allein an die MA 49 – Landwirtschaftsbetriebe der Stadt Wien. Bereits seit 10 Jahren trägt das Kompostwerk Lobau das Österreichische Kompostgütezeichen. www.abfall.wien.at