17.000 Taferlklassler, Lesen als Schwerpunkt im neuen Schuljahr =
Am 5. September ist Schulbeginn in Wien – derzeit laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, um den Start für alle SchülerInnen so optimal wie möglich zu gestalten. Im Rahmen der Pressekonferenz von Bürgermeister Michael Häupl präsentierten heute Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch und die Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl die Schwerpunkte für das kommende Schuljahr
Insgesamt beginnt am 5. September für über 200.000 Wiener Schulkinder in allen Schulen und Schularten ein neues Schuljahr, ihrem ersten Schultag fiebern schon jetzt rund 17.000 Taferlklassler entgegen. Rund 82.000 SchülerInnen besuchen die 352 Wiener öffentlichen allgemein bildenden Pflichtschulen, davon rund 53.000 SchülerInnen die insgesamt 210 Volksschulen, 24.000 SchülerInnen die 93 Hauptschulen, 2.600 SchülerInnen die 39 Sonderschulen und 2.800 SchülerInnen die 10 Polytechnischen Schulen. Zusätzliche 3.568 SchülerInnen mit Sonderpädagogischem Förderbedarf befinden sich in 669 Integrationsklassen an Volks-, Hauptschulen und Polytechnischen Schulen.
“Schule soll Spaß machen”, betonen Brandsteidl und Oxonitsch. “Wir empfehlen allen Eltern, sich insbesondere während der ersten Schultage Zeit zu nehmen und immer ein offenes Ohr für ihre Kinder zu haben. So können bereits frühzeitig etwaige Probleme, die zu Schulfrust führen können, vermieden werden.”
Neues Schuljahr wird Lesejahr
“Dieses Jahr wird zum Lesejahr! Was im vergangenen Schuljahr mit dem Wiener Lesetest als Initialzündung begonnen hat, wird nun intensiv weitergeführt. Unser Ziel: Wir wollen mittels Förderung und Forderung im Bereich der Lesekompetenz rasch Fortschritte erzielen und die Zahl der leseschwachen SchülerInnen deutlich senken. Jedes Wiener Kind soll gut lesen lernen – das ist Aufgabe der Schule!” betont Brandsteidl.
Bereits im Jänner wurde im Zuge einer PISA-Wien-Konferenz gemeinsam mit allen SchulpartnerInnen sowie Partnern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft unter anderem ein eigener Lesetest für Wiens SchülerInnen der 4. und 8. Schulstufe (ca. 30.000 SchülerInnen) vereinbart, dessen Ergebnisse im Juni vorgelegt wurden. Das Besondere dabei: Im Unterschied etwa zu PISA hat bei diesem Test jedes Kind sein eigenes persönliches Ergebnis bekommen – Stärken und Schwächen wurden somit genau sichtbar.
“Dieser Lesetest hilft den LehrerInnen nun dabei, den Unterricht noch gezielter entlang der Fähigkeiten der Kinder zu gestalten”, betont Susanne Brandsteidl. “Deshalb werden auf Basis dieser Tests ab sofort zahlreiche die Lesekompetenz stärkende Maßnahmen im Unterricht gesetzt.”
Konkret wird als erster Schritt an Wiens Schulen in der 5. Schulstufe flächendeckend mit Beginn des neuen Schuljahres ein “Startwoche Lesen”-Projekt durchgeführt. Für die Gruppe der leseschwachen SchülerInnen wird direkt nachfolgend ein “Intensivkurs Lesen” in lernunterstützenden Kleingruppen angeboten. Ebenfalls neu: Für Kinder, die erst spät in unser Schulwesen eintreten und nur sehr geringe Deutschkenntnisse besitzen, werden so genannte “Crashkurse” eingerichtet. Parallel zu diesen Maßnahmen wird es in allen Unterrichtsfächern begleitende Leseförderung geben. Für diese Projekte wurden in einer eigenen “SOKO Lesen” Lehr- und Lernmaterialien entwickelt.
Als zweiten Förderschwerpunkt im neuen Schuljahr nannte Brandsteidl das Thema Mathematik. Grund: Bei der jüngsten PISA-Studie wurde deutlich, dass Österreichs SchülerInnen nicht nur eine schwache Lesekompetenz, sondern auch Mängel bei mathematischen Aufgabenstellungen aufweisen: “Auch hier gilt: Von allein wird nichts besser! Deshalb werden wir eine Arbeitsgruppe einrichten, die möglichst rasch konkrete Vorschläge für eine intensivierte mathematische Förderung an unseren Schulen erarbeiten soll.”
Gratis-Schulmaterial für alle Pflichtschulkinder
Damit die Kosten für Schulmaterialien nicht explodieren, gibt es in Wien bereits seit vielen Jahren die bewährte Einrichtung des sogenannten “Warenkorbs”: Alle Wiener Pflichtschulen und auch die Berufsschulen bekommen von der Stadt Geld, mit dem sie Schreibgeräte, Zeichenrequisiten und Materialien für den Werkunterricht anschaffen können. Für das Schuljahr 2011/12 stehen dafür 6,9 Mio Euro zur Verfügung. “Das Geld wird den Schulen zur Verfügung gestellt, die das Material einkaufen und nach Bedarf an die SchülerInnen weitergeben”, betont Stadtrat Christian Oxonitsch. Um das Geld wurden zuletzt über 120.000 Rechenhefte, rund 14.000 Lineale, 25.000 Radiergummis und 6.800 Zirkel angeschafft. Durchschnittlich kommen damit jedem Wiener Pflichtschulkind Schulmaterialien im Wert von 49 Euro zugute.
Neue Ganztagsschulen
Mit dem Schuljahr 2011/12 starten in Wien zusätzlich zu den bisherigen 25 Standorten auch vier neue Ganztagsvolksschulen: Am Hundsturm in Wien-Margareten, in der Lorenz-Mandl-Gasse in Ottakring, in der Halirschgasse in Hernals und in der Wagramer Straße in der Donaustadt. Unverändert bleibt die Anzahl von vier Ganztagshauptschulen und drei AHS-Standorten mit Ganztagsbetrieb. Somit hat Wien im neuen Schuljahr 36 Ganztagsschulen mit verschränktem Unterricht.
Dazu kommen noch 38 offene Volksschulen, 40 offene Hauptschulen, und 12 Sonderschulen, die ebenfalls ganztägige Betreuung in Wien anbieten.
Schulbau läuft auf Hochtouren
Zur Schaffung neuer Schulplätze läuft auch der Schulbau auf Hochtouren: In Bau befindet sich der Bildungscampus Donaufeld Nord im 21. Bezirk. Der Campus umfasst einen 9-gruppigen Kindergarten und eine 13-klassige Ganztagsvolksschule und soll mit Beginn des Schuljahres 2012/13 in Betrieb gehen. Am in Planung befindlichen Bildungscampus Hauptbahnhof Wien (derzeit finden Planungs- und Bauvorbereitungsarbeiten statt) wird erstmals ein Campus für Null- bis 14-Jährige umgesetzt, der Kindergarten, Volksschule und Hauptschule umfasst. Mit dem Bau des Campus soll nach derzeitigem Stand im September 2012 begonnen werden und mit Beginn des Schuljahres 2014/15 soll hier die ersten SchülerInnen ihre Klassen beziehen.
Auch der Bau einer neuen Berufsschule für Verwaltungsberufe soll im September 2012 begonnen werden – auch hier finden derzeit Planungs- und Bauvorbereitungsarbeiten statt. Die Schule in der Embelgasse 46-48 in Wien-Margareten soll mit Beginn des Schuljahres 2014/15 in Betrieb gehen. In all diese Schulneubauprojekte investiert die Stadt rund 121 Mio Euro.
Weiters sind auch Erweiterungen und Adaptierungen vorgesehen: Kurz vor Baubeginn steht der Umbau des Gebäudes in der Burggasse 14-16 in Wien-Neubau für eine 11-klassige Polytechnische Schule, bereits begonnen wurde mit der Aufstockung der Volksschule Alma-Seidler-Weg 2 in Wien-Liesing zur Unterbringung weiterer Klassen. In Bau befinden sich weiters die Zubauten zu den Volksschulen Svetelskystraße 5 in Wien-Simmering und am Kirchenplatz 2-3 in Wien-Liesing, sowie die Adaptierung der Allgemeinen Sonderschule in der Treustraße 9 in Wien-Brigittenau.
Zusätzlich läuft auch das Schulsanierungspaket weiter: 2011 werden die Arbeiten an bis dato 142 Standorten weitergeführt, insgesamt investiert die Stadt heuer über 55 Mio Euro. Mit Ende 2011 werden voraussichtlich 25 Schulgebäude komplett fertig saniert sein und auch für 2012 laufen bereits die Planungs- und Bauvorbereitungsarbeiten: Im nächsten Jahr stehen nach derzeitigem Stand 128 Standorte auf dem Sanierungsprogramm.
Erfolgsmodell Mehrstufenklasse
Im Wiener Modell der Mehrstufenklasse lernen Kinder unterschiedlichen Alters gemeinsam in einem Klassenverband. Kinder können hier ihre Volksschulzeit ohne Wechsel des sozialen Gefüges der Klasse durchlaufen – bzw. auch zwischen der 5. und 8. Schulstufe gemeinsam die Mittelschule besuchen. Dadurch wird der gerade in diesem Alter oft sehr unterschiedlichen Entwicklung der Kinder optimal entsprochen. Durch das bewusste Einsetzen der Altersmischung gelingt der “pädagogische Idealfall”, dass die Kinder einander den Lehrstoff auch gegenseitig erklären und vermitteln.
Im heurigen Schuljahr werden an Wiens Volksschulen 104 Mehrstufenklassen mit reformpädagogischem Schwerpunkt geführt. In den Wiener Mehrstufenklassen werden insgesamt ca. 2.100 SchülerInnen unterrichtet (in den Mehrstufen-Integrationsklassen sind es ca. 230 SchülerInnen mit Sonderpädagogischem Förderbedarf).
Auch im Bereich der kooperativen Mittelschule konnte in den vergangenen Jahren das Modell der Mehrstufenklasse erfolgreich implementiert werden. Hierfür wurden Kooperationen zwischen Volksschulen und KMSen (in so genannten “Schulgemeinschaften”) entwickelt. In der Sekundarstufe 1 werden ab dem neuen Schuljahr 18 Klassen (+4) nach dem Modell der Mehrstufenklasse geführt.
Schulinfo, Tag der Wiener Schule, Schulführer
Mit fast 30.000 Kontakten und Beratungen (hier von über 20.000 für Eltern) im Schuljahr 2010/11 ist die Schulinfo des Stadtschulrats für Wien die erste Anlaufstelle für alle Eltern, SchülerInnen und LehrerInnen, die Information und Beratung suchen. Gerade auch zu Schulanfang steht die Schulinfo-Wien unter der Service-Hotline: 01/52525-7700 bzw. E-Mail: schulinfo@ssr-wien.gv.at für alle Fragen von Eltern und SchülerInnen zur Verfügung. Die Hauptaufgaben der Schulinfo-Wien sind: – Information über Fragen des Schulrechts – Hilfe bei der Wahl der richtigen Schulart bzw. Schule – Schullaufbahnberatung – Mitarbeit bei der Organisation von Schulmessen – die Co-Redaktion des “Wiener Schulführers”. – weiters betreut die Schulinfo Wien in Kooperation mit anderen Partnern auch Schulberatungsstellen für MigrantInnen.
Eine weitere wichtige Informationsmöglichkeit ist der “Tag der Wiener Schulen”, der am 5. Oktober 2011 zum dritten Mal in über 700 Wiener Schulen stattfinden wird. Hierbei präsentieren sich die Schulen in ihrer alltäglichen Praxis und mit ihren unterschiedlichen Konzepten. So individuell wie die verschiedenen Schultypen, Schwerpunkte und Menschen, so vielfältig und abwechslungsreich ist auch das Programm am Tag der Wiener Schulen. “Nutzen Sie den Tag der Wiener Schulen und machen Sie sich persönlich ein Bild von der Qualität der Wiener Schulen”, so Oxonitsch und Brandsteidl.
Und ebenfalls rechtzeitig zum Schulstart ist auch der neue “Wiener Schulführer” erschienen. Er ist das Standardwerk für all jene, die sich über das Wiener Schulwesen informieren möchten. Auf rund 200 Seiten sind hier alle Schulstandorte, Serviceeinrichtungen und Beratungsstellen aufgelistet. Detailliert sind pädagogische Angebote, Freigegenstände und unverbindliche Übungen der einzelnen Schulen angeführt. Weiters im Schulführer verzeichnet: Die Ferienzeiten, nützliche Adressen und Telefonnummern von der Schulpsychologie über die Schulaufsicht bis zu Familienberatungsstellen sowie Begriffserklärungen, die Fachausdrücke wie beispielsweise Wiener Mittelschule, Kooperative Mittelschule, Ganztagsschule, Montessori-Pädagogik oder Integrationsklasse verständlich erklären. “Der Wiener Schulführer 2011/12” kann telefonisch bei der Schulinfo-Wien bestellt werden – Telefon: 01/52525-7700.